Wie werde ich Pilot? Xavier Schumacher aus Bütgenbach weiß es

Von Griseldis Cormann
 

Seit einem Jahr absolviert ­Xavier Schumacher aus Bütgenbach eine 22-monatige Pilotenausbildung in Charleroi. An der Belgian Flight School lernt der 19-Jährige ausschließlich in englischer Sprache. Am Flugplatz der Feuervögel in Büllingen sprach er über die Voraussetzungen einer Pilotenausbildung, seine Erfahrungen, seine Ziele und die kürzlichen Flugzeugkatastrophen.

Xavier Schumacher IISie haben den Flugplatz der „Feuervogel Büllingen“ als Treffpunkt ausgesucht. Warum?
Ich wollte schon immer Pilot werden. Hier habe ich vor drei Jahren bei der Theorieausbildung reingeschnuppert. Es ging um Basics wie Wetter und Navigation. Dann habe ich erstmal mein Abitur gemacht.

Das Abitur ist die Voraussetzung, um Pilot zu werden. Was sollte man noch mitbringen oder sich im Vorfeld aneignen?
Für die Aufnahmeprüfung sind vor allem Physik, Mathe und Koordination wichtig. Ich habe mich einen Monat auf den einen Aufnahmetest vorbereitet. Er hat vier Stunden gedauert. Und ohne Englisch geht gar nichts. Davor hatte ich ehrlich gesagt etwas Respekt. In der Pater-Damian-Schule in Eupen hatte ich aber „Englisch stark“. Deshalb hat es auch geklappt. Im Anschluss kam ein medizinischer Test. Es wurden insgesamt zehn Übungen nur für die Augen durchgeführt. Es ging u. a. um die Reaktionsfähigkeit, das Erkennen von Buchstaben aus mehreren Metern Entfernung. Ein Bluttest wurde auch gemacht. Viele glauben, dass es ein Problem sei, Brillenträger zu sein; bei Linienpiloten ist das allerdings nicht der Fall. Auf jeden Fall gehört zur Ausbildung eine gehörige Portion Motivation, einfach mal hineinschnuppern, ist hier nicht wirklich möglich.

Haben Sie im Vorfeld überlegt, woanders der Ausbildung zu folgen?
Bei der Lufthansa waren erst 2015 wieder Plätze frei. Manche arbeiten in der Übergangsphase als Stewardess oder so. Ich wollte aber nicht warten. Den Kompaktkurs an der Belgian Flight School mache ich, weil ich mich kenne und gerne auch mal etwas schleifen lasse. Außerdem ist meine Ausbildung weniger wetterabhängig. Im modularen Kurs werden die Flugstunden in unseren Breitengraden angeboten, im Kompaktkurs kann man wählen, die Stunden auch in Florida, also in den USA zu absolvieren. Dies verzögert die Ausbildung nicht. Dort ist immer gutes Wetter, bis auf einige kurzweilige Wirbelstürme.
Dieser Kurs ist allerdings hart. Man hat den ganzen Tag Unterricht. Abends muss der Stoff täglich wiederholt werden, ansonsten entstehen zu große Mängel. Ich persönlich stehe aber lieber morgens Früh um vier Uhr auf, um zu lernen. Ich gebe 150 Prozent, um meinen Berufswunsch zu verwirklichen. Ein schöner Nebeneffekt ist es bei so wenig Zeit, dass ich mich richtig aufs Feiern freue, dort sollte man dann auch 150 Prozent geben.

Wann dürfen Sie das erste Mal ein Flugzeug fliegen?
Nach acht Monaten habe ich die Airline Transport Pilot Licence erlangt. Meinen praktischen Teil absolviere ich dann für fünf bis sechs Monate in Orlando, wo ich zum größten Teil lerne, einen Trainingsflieger zu steuern, nachdem ich etliche Stunden im Simulator geübt habe. Nach erfolgreichem Abschluss erhalte ich eine Private Pilot License. Nach meiner Rückkehr in Belgien werde ich zum ersten Mal nur auf Fluginstrumente fliegen, sodass ich nicht mehr auf schönes Wetter und gute Sicht angewiesen bin. Hier sammele ich erste Erfahrungen mit zwei Propeller-Maschinen. Im Anschluss erfolgt weiteres Üben von Notfallsituationen, die Commercial Pilot License und Kommunikationsübungen in einem richtigen Cockpit. Bei den Notfallsituationen wird zum Beispiel gezeigt, wie ich mich bei einem Motorausfall zu verhalten habe: Ruhe bewahren, den Flieger unter Kontrolle halten usw.

Welche praktischen Erfahrungen haben Sie denn bisher?
Bisher bin ich mit Mitschülern, die schon weiter in der Ausbildung sind, nach Lüttich oder Spa geflogen. In Ausnahmefällen und bei idealen Verhältnissen durfte ich hin und wieder das Steuerhorn übernehmen. Schon als kleines Kind habe ich mich für das Modellfliegen interessiert, es aber leider nie gemacht. Bei den Ultraleichtmaschinen bin ich bisher auch nur mitgeflogen.

Was sind Ihre großen Ziele und Wünsche im Pilotenberuf?
Zuerst einmal möchte ich Co-Pilot werden. Mein Wunsch ist es, irgendwann Captain eines A380 zu sein. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Ich setze mir viele kleine Ziele, die sind schneller zu erreichen. Das rate ich jedem, der Pilot werden will. Als Belgier mit Englisch-, Deutsch- und Französischkenntnissen sollte ich allerdings überall Arbeit finden.

Welchen Rat geben Sie jungen Interessierten, für die die lange Zeit außerhalb der Heimat kein Problem ist?
Hohes Interesse, Durchhaltevermögen und viel Motivation. Die besagten 150 Prozent sind  wichtig. Ich bin bisher jeden Tag gerne zur Schule gegangen, anders als in der Sekundarschule. Wichtig ist auch, dass man während der Ausbildung und im Beruf Rückendeckung von der Familie erhält.

In letzter Zeit haben wir viel von Flugkatastrophen gehört. Abschüsse, Abstürze, eine Maschine ist gar verschwunden. Macht das einem angehenden Piloten nicht Angst?
Es bringt einen schon zum Nachdenken. Es gibt viele Thesen darüber, wie die Maschine verschwinden konnte. Vor einem Abschuss ist natürlich niemand sicher. Was der Absturz über Mali betrifft, das war wahrscheinlich ein Pilotenfehler. Ich denke, der Pilot hat das Wetter falsch eingeschätzt. Die korrekte Führung der Maschine und das Verstehen der Wetterdaten sind sehr wichtig. Bei Langstreckenflügen sind auch immer mehrere Piloten an Bord. Maximal vier Stunden fliegt man am Stück, dann sind Ruhestunden eingeplant. Wir werden in Charleroi jedendalls gut ausgebildet. Es gibt Extrakurse, in denen Unfälle besprochen werden. Bei Flugzeugunfällen sind zwar immer viele Personen direkt betroffen. Es bleibt aber das sicherste Verkehrsmittel überhaupt.

Können Sie sich vorstellen, bei den Feuervögeln in Büllingen in Ihrer Freizeit zu fliegen?
Viele Linienpiloten fliegen in ihrer Freizeit mit Ultraleichtmaschinen oder Segelflugzeugen. Es ist ein Ausgleich zum Fliegen nach Instrumenten. Bei den Feuervögeln besteht die Möglichkeit, frei und mit offenem Visier zu fliegen bzw. 360 Grad herum zu schauen. Wenn es später zeitlich klappt, kann ich mir das gut vorstellen.

 
Xavier Schumacher

Belgian Flight School

Die Belgische Flugschule gibt es seit 1981. Der Hauptsitz befindet sich in Gosselies (Charleroi). Teile der Ausbildungen und Weiterbildungen finden aber auch in Lüttich, Brüssel und Orlando (USA) statt. Die Flugschule ist eine weltweit führende Einrichtung zur Ausbildung von Linienpiloten. Es besteht die Möglichkeit, die Ausbildung in einem Modularen oder einem Kompaktkurs zu absolvieren. Auch Trainings- und Weiterbildungskurse für erfahrene Piloten bietet die Schule an. Kurse können im April und Oktober jeden Jahres begonnen werden. Zur Finanzierung bestehen Kooperationen mit verschiedenen Banken.
 

Erste Erfahrungen in Büllingen sammeln

Um erste Erfahrungen zu sammeln, lohnt es sich beim „Aero- und Modellclub VoG Feuervogel Büllingen“ vorbeizuschauen. Der Flugplatz befindet sich im Büllinger Ortsteil „Im Sief“. Für alle Alterskategorien bietet der Verein das Modellfliegen an. Hier lernen die Jüngsten, ein Gefühl für die Steuerung zu entwickeln. Für alle Personen ab 16 Jahre werden Kurse angeboten, um Ultraleichtflieger (ULM) zu bedienen.
 

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