JGV Espeler, einfach unverbesserlich

Am Karnevalswochenende wird Ostbelgien mit hunderten Clowns, Cowboys, Vampiren und Piraten bevölkert sein. Inmitten dieser Truppen von Karnevalisten  wird eine Truppe kleiner gelber Männchen sicherlich auffallen: die „Minions“ des JGV Espeler.
Von Allan Bastin
Die meisten werden die „Minions“ aus dem Film „Ich – Einfach unverbesserlich“ (siehe rechts) kennen. Die anderen haben die kleinen gelben Männchen vielleicht mal als Emoticon im Facebook-Chat benutzt.  Wer sich jedoch darunter überhaupt nichts vorstellen kann, der sollte am Karnevalswochenende in Deidenberg und Oudler vorbeischauen. Unter dem Thema „Espeler – Einfach unverbessserlich“ wird dort die rund 35 Mann starke Truppe des Junggesellenvereins (JGV) Espeler die Straßen unsicher machen und den Zuschauern beste Unterhaltung bieten. Was am Tag selbst als gelassen und selbstverständlich wahrgenommen wird, erforderte zuvor eine wochenlange Vorbereitung.
IMG_7763Während andere die Weihnachtsgans einkauften oder auf der Suche nach den letzten Geschenken waren, trommelte der Präsident des JGV Espeler, Yannick Weber, seine Leute zusammen. Auf dem Programm der Versammlung stand Karneval. Relativ schnell kristallisierte sich dort das Thema der „Minions“ heraus. „Wir hatten jedoch Angst, dass wir nicht die passende Verkleidung finden würden, da das Thema doch relativ ausgefallen ist“, erklärt Yannick Weber. Als man jedoch die richtigen Kostüme ausfindig machte und diese bedruckt werden konnten, stand der Begeisterung der Mitglieder nichts mehr im Weg.
karneval (2)Sogleich begannen die Männer auch mit der Realisierung des Karnevalswagens. Während sich das einzige Mädchen des Vorstandes um die Kostüme kümmerte, nahm Yannick Weber die Planung des Wagens selbst in die Hand. Dabei wollte man sich nicht auf einen einzigen Wagen beschränken: So wird das Haus und das Fahrzeug des Anführers der „Minions“, der „Gru“ heißt, nachgestellt. Den Bösewicht selbst wird man ebenfalls auffinden. Und als kleines Special wird eine Szene aus dem Film zu sehen sein, in der die „Minions“ an einer Lampe hängen und durch die Gegend geschleudert werden. „Das wird noch etwas knifflig werden, aber wir bleiben dran“, erzählt der Präsident.
Gearbeitet wird seit zirka zwei Monaten mehrmals pro Woche in einer Scheune, die dem JGV freundlicherweise von einem langjährigen Gönner zur Verfügung gestellt wird: „Wir sind ihm dafür sehr dankbar. Dort sieht es danach auch aus wie eine Sau, doch glücklicherweise macht das dem Besitzer nichts aus.“
IMG_7771Anwesend sind beim Wagenbau meist rund 20 Jungen und Mädchen. Die Rollenverteilung ist klar: Während die Männer sich um den Bau des Wagens kümmern, designen die Frauen die „Minions“-Kostüme.  Die Stimmung beim Basteln ist nicht zu toppen, auch wenn tatkräftig bei der Arbeit meist lediglich ein harter Kern von zehn Personen ist. Die Schuld hierfür schiebt Weber sich aber mit einem Lächeln selbst in die Schuhe: „Ich hatte die Idee, eine gemütliche kleine Hütte mit Getränken einzurichten. Das war wohl ein großer Fehler, da die Leute meist nur noch dort hocken. Da ist es schon schwierig, als Präsident die Leute bei der Arbeit zu halten.“ In diesem Jahr entschlossen sich die Junggesellen dazu, weniger mit Servietten-Rosen und mehr mit Pappmaschee zu arbeiten. Die Frage, ob der Präsident des Vereins keine Angst habe, durch fehlende Rosen, die beim Veranstalter gut angesehen sind, weniger Geld aus dem Erlös des Umzuges zu erhalten, verneint Weber. „Wir haben eigentlich immer ein gutes Verhältnis zu den Organisatoren gehabt, sodass wir eigentlich schnell in derselben Preisklasse landen.“ Dem fügt Weber hinzu, dass sie „auch einen schönen Wagen ohne Rosen hinbekommen. Das wissen die Veranstalter“. Dass der JGV Espeler bei den Karnevalisten einen guten Namen hat, weiß der 24-Jährige: „Wir sind schon des Öfteren von den Organisatoren anderer Umzüge gefragt worden, ob wir zu ihnen kommen wollen. Da wir uns aber mit den aktuellen Veranstaltern gut verstehen und in Deidenberg immer eine ausgelassene Stimmung herrscht, sehe ich keinen Grund zu wechseln“, sagt Weber, der sich vor allem auf den kommenden Samstagmorgen freut. „Das ist der schönste Moment beim Karnevalswagenbau. Wenn der Wagen die Scheune verlässt und der ganze Verein sieht, was wir geleistet haben. Da bin ich jedes Mal überglücklich.“
karnevalFotos: Alexander Kuckart

Pandora macht’s sich selbst

Von Björn Marx

Die ostbelgische Band Pandora’s Bliss ist für ihren dritten musikalischen Rundumschlag bereit: „Amarchord“ steht in den Startlöchern und wird ab Februar von Jason Rubal produziert.  Das Besondere: Fans können die Band über die Crowdfunding-Webseite „startnext“ finanziell unterstützen und sich damit noch vor Veröffentlichung eine Scheibe vom ofenfrischen Kuchen abschneiden.
_MG_9469bIn der griechischen Mythologie steht die Pandora für Anmut, Verführung und Schönheit ebenso wie für Niedergang, Plage und die Zerstörung der Welt.  Widersprüche, die häufig Sagen und Legenden umranken und auch im Verlauf der Geschichte den Abscheu wie die Neugier der Menschen immer wieder beflügelten. Widersprüche, die erst in direkter Gegenüberstellung wahre Spannung erzeugen und die Menschen in Erstaunen versetzen.  Die Schwestern Annie und Mia Kreusch aus Raeren haben die Urgewalt dieser Symbolik schon vor Jahren erkannt und der Band, der sie im Jahre 2006 Leben einhauchten, jenen Namen zugedacht, den der Göttervater Zeus seiner aus Lehm geformten Tochter gab.  Eine vortreffliche Wahl – spiegelt sie doch all jene Elemente wieder, die den Sound dieser Band schon immer definieren: Melodische Anmut und verführerische Weiblichkeit treffen auf Chaos und Aggression, transportiert durch verzerrte Gitarren und wutkreischende Shouts.  Wer Pandora’s Bliss – so der vollständige Bandname seit Professionalisierung der Karriere im Jahre 2012 – einmal live erleben durfte, weiß, was das bedeutet: Die Emotionalität der ersten Grunge-Welle trifft auf die Wut des Garage Rock trifft auf die minimalistische Effizienz des Punk. Dafür braucht es neben zwei zielstrebigen Frauen an Gitarre und Bass noch einen Taktgeber, der das Gleichgewicht zwischen Eingängigkeit und Kaltblütigkeit strukturiert und formt. Nach einigen personellen Wechseln sitzt dieser in Person des Aacheners Roman Grochol seit Veröffentlichung des Debütalbums „Melancholic Freedom“ im Jahre 2010 fest im Sattel. In fester Besetzung verfolgt die Band ihren Weg nun unbeirrbar weiter: Dem gelungenen, mit den Auskopplungen „Breed my Dye“ und „Post Vomit Lines“ bestückten Erstling folgte im Jahre 2012 das von Förderer Jason Rubal produzierte Zweitwerk „Oh Glorious Serenity“.
Mit dieser starken Veröffentlichung im Rücken konnte die Band ihre Karriere durch Tourneen in Europa, Japan und den Vereinigten Staaten verstärkt vorantreiben.  Nun also folgt der dritte Streich: „Amarchord“ soll den eingeschlagenen Weg weiter verfolgen, doch wieder kompakter tönen und gezielter auf den Punkt kommen, als es sein Vorgänger vermochte.  Pandora‘s Bliss setzen wieder auf Jason Rubal und werden sich in dessen Heimat in Harrisburg/Pennsylvania sein technisches und musikalisches Wissen zunutze machen. Die Stücke sind bereits fertig komponiert und werden vom 6. bis zum 28. März in den Vereinigten Staaten aufgenommen. Die erste Singleauskopplung steht mit „Fuck The Goddamn Jury“ bereits fest. Vertrieben wird das Album wie schon sein Vorgänger von Radar Music, die dafür sorgen, dass die Platte ab Veröffentlichung auch auf Spotify und iTunes erhältlich sein wird.
AltesbildFans und Unterstützer der Band können schon jetzt dazu beitragen, dass „Amarchord“ ein unvergesslicher Kracher wird und unter untenstehendem Link an der Vorfinanzierung des Albums teilnehmen. Wer sich für eines der verschiedenen Angebote entscheidet, enthält für 15 Euro beispielsweise eine signierte CD-Version oder für 25 Euro eine signierte LP-Version der Platte.
Etwas ganz Besonderes haben sich Annie, Mia und Roman zudem für alle Unterstützer ausgedacht: Wer an der Vorfinanzierung teilnimmt, der wird namentlich im Booklet der neuen Scheibe erwähnt. Die Schwarmfinanzierung läuft noch bis zum 28. Februar. Nach den Aufnahmen wird die Band ihren Fans in der Deutschsprachigen Gemeinschaft auch wieder live einheizen.

„Besucht den Berufsinformationstag!“

Interview mit KAE-Absolvent David Mattar
Heute Abend findet der ­bekannte Info-Abend des ­Königlichen Athenäums Eupen statt, der jahrein jahraus hunderte Schüler anzieht, die sich über die verschiedensten ­Berufe ­informieren wollen. Hierzu haben wir uns mit David Mattar unterhalten. Der Webgrafiker hat positive Erfahrungen mit dem Abend gemacht.

GEneration: Hallo Herr Mattar, wo haben Sie studiert?
„An der Haute École Rennequin Sualem in Serain, auch Inpres genannt. Dort habe ich meinen ­Bachelor in „Techniques Infographiques“ (Mediengestaltung) gemacht.“

GEneration: Seit wann machen Sie am Berufsinformationstag des KAE mit und warum stehen Sie einen Abend lang Rede und Antwort?
„Ich habe bereits am ersten Berufsinformationstag teilgenommen und bin bisher immer dabei gewesen. Ich denke, es ist sehr wichtig, den angehenden Studenten einen Eindruck von dem jeweiligen Studium und dem späteren Berufsalltag zu vermitteln und welche Vorraussetzungen man dafür mitbringen sollte.“

GEneration: Also Ihrer Meinung nach lohnt sich ein Besuch?
„Auf jeden Fall. Ich wäre zu meiner Schulzeit froh über solch eine Möglichkeit gewesen. Die Chance, so viele Berufe und Studienmöglichkeiten an einem Abend entdecken zu können, bietet sich einem ja eher selten.“

GEneration: Was würden Sie jungen Leuten raten, die noch nicht wissen, was sie später einmal werden sollen?
„Den Abend besuchen und so viele Informationen und Eindrücke sammeln wie möglich. Man sollte aber vor allem Spaß an dem haben, was man später womöglich sein Leben lang tun wird und sich nicht von Defiziten, die man in dem einen oder anderen Bereich hat, abschrecken lassen.“

David Mattar ist 29 Jahre alt und Webgrafiker bei der Eupener Firma Demetec. Dadurch, dass das Internet immer mobiler wird und die Informationen über immer mehr Geräte – mit unterschiedlchen Displaygrößen – abgerufen werden können, arbeitet David derzeit mit seinen Kollegen an Lösungen, um die Surferfahrung für alle Endgeräte so gut wie möglich zu gestalten.

Was: Berufsinformationsabend des KAE
Wo: Lascheterweg 20 in Eupen
Wann: Heute von 19-21.30 Uhr
Wer soll kommen: Eingeladen sind alle Schüler ab dem 3. Jahr der Sekundarschulen aller ostbelgischen Schulen und der Randgemeinden.

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„Speed“ – eine Doku über die Suche nach der Zeit

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Gestern Abend lief mal wieder nichts Gescheites in der viereckigen Kiste. Auf RTL erdreistete sich der „Bachelor“, ins Bild zu huschen, während Sat1 das völlig verblödete Format „The Biggest Loser“ ausstrahlte, eine sogenannte „Abspeck-Soap“. Widerlich.

Da loben wir doch den TV-Sender „Arte“, der einem nicht selten bei der Programmwahl aus der Patsche hilft. Dort lief beim Einschalten bereits seit einigen Minuten der Dokumentarfilm „Speed – Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“. Schnell hatte uns der preisgekrönte Macher des Films, Florian Opitz, auf seine Seite gezogen. Der junge Dokumentarfilmer hat versucht, dem Phänomen der „Beschleunigung“ auf der ganzen Welt auf die Spur zu kommen. Er reiste nach Bhutan, wo der König das „Bruttonationalglück“ in der Verfassung verankert hat. Er reiste nach Patagonien, wo Douglas Tompkins mit Millionen Euro ein Areal der Entschleunigung errichtet hat. Außerdem kommen in „Speed“ Professoren, Zeitforscher und sogar eine berühmte Unternehmensberaterin (allerdings nur ganz kurz, sie hatte keine „Zeit“) zu Wort, die einem interessante Aufschlüsse geben. Oder wie Opitz sagt: „Ein anderes Tempo ist möglich, wir müssen es nur wollen.“

Also nehmt euch bitte die ZEIT, ungefähr 100 Minuten. Es lohnt sich! Die Doku ist jetzt eine Woche lang online. Eine Wiederholung kommt am 11. Februar um 01.20 Uhr.

HIER LANG GEHT ES ZUM VIDEO.

Selbst wenn die Hook gelingt

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Sei es aus dem Radio oder aus dem Internet, wohl jeder kennt den Track „Willst du“ des etwas anderen Rappers ­Alligatoah. Am Freitag spielt Lukas Strobel seinen deutschsprachigen Hip-Hop im Musikbunker in Aachen. 
Von Max Keller
Besonders schön an der Musik von Alligatoah ist die Vielfalt. Sein Flow ist sehr abwechslungsreich. Sein Instrument ist die (Akustik-)Gitarre, hin und wieder dürfen aber auch Harfen und Orgeln mitmischen. Oder er greift zur E-Gitarre und schießt dem Hörer ein feines Solo um die Ohren. Alligatoahs Texte sind gesellschaftskritisch mit einem sehr zynischen Unterton. Er ist einer dieser Rapper, denen Ironie weniger Fremdwort als vielmehr Muttersprache ist. Kein Wunder also, dass er im Lied „Amnesie“ (erschienen auf dem neuen Album „Triebwerke“, siehe rechts) die rein materiellen Beziehungen auf die Schippe nimmt – getreu dem Motto „Übertreibung veranschaulicht“. Denn eigentlich kann man nicht alle Fehltritte mit Geschenken wieder gut machen. Oder?


Viele Rapper haben starke Verse und bringen diese auch gekonnt rüber. Probleme bereitet ihnen dann meist die Hook, der Refrain des Stücks. Nicht so bei Alligatoah. Er bleibt auch souverän, wenn er zu singen anfängt. Interessanterweise macht bei ihm, trotz der für Rap besonderen Instrumentierung, weiterhin die Stimme die Unterschiede zwischen den Liedern aus. Manchmal zaubert er eine unverhoffte Double-Time aus dem Hut, aber meist verschafft er sich mit gefühlvollem Nachdruck Gehör.
Die Themenauswahl seiner Lieder beschränkt sich auf all jene Bereiche des mehr oder weniger alltäglichen Lebens, die man vor dem Endergebnis noch einmal ordentlich in eine Schüssel Sarkasmus tauchen kann. In „Trauerfeier Lied“ kann Alligatoah selbst einem Thema wie einer Bestattungszeremonie – seiner eigenen nämlich – etwas Lustiges abgewinnen. Und das, ohne sie komplett durch den Kakao zu ziehen. Sein Ziel ist eher, positiv zu bleiben und mit einem Lächeln auf den Lippen durch das Leben zu gehen. Und genau das macht er so gut, dass die Zuhörer ebenso schön mitlachen können.
Hinter dem Pseudonym „Alligatoah“ verbirgt sich Lukas Strobel, ein Mittzwanziger aus einem Städtchen bei Bremerhaven. Er ist ein sympathischer Typ mit großem musikalischem Talent. Kein Wunder also, dass er schon in früher Jugend kreativ wurde – und einige Kurzfilmwettbewerbe gewann.

In einem Interview auf „meinrap.de“ erklärte er den Wechsel zur Rapmusik so: „Ich habe in der Schulzeit hobbymäßig Kurzfilme gemacht. […] Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich dieselbe Aussage auch in einem Song verpacken kann und dafür nur Schreibzeug, Mikro und den Magix Music Maker brauche.“ Das war im Sommer 2011. Etwa zweieinhalb Jahre später tourt er nun durch ganz Deutschland.
Im Gepäck hat er sein bisher erfolgreichstes Album „Triebwerke“, das auf Platz 1 der Albumcharts einstieg. Alligatoah macht auch Station im Musikbunker Aachen. Am Freitag ist es soweit. Das Konzert ist allerdings schon ausverkauft. Ticketsuchende sollten auf den bekannten Plattformen Ausschau halten – ganz günstig wird das aber leider nicht werden.
Fehlende Kreativität kann man Strobel nicht unterstellen.  Auf dem Cover seines neuen ­Albums betrachtet er mit Farbpalette und Pinsel in den Händen einige (seiner) Bilder – und das splitternackt. Auch auf aktuellen Pressefotos kann man ihn als Maler sehen. Der intelligente Blick wirkt zwar ein wenig aufgesetzt, aber auch das war höchstwahrscheinlich so geplant. Alligatoah tut ganz einfach intellektuell und macht sich kunstverliebt über Kunst lustig. Ein schönes Paradoxon.
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Lehrstellen, Jobs und Praktika für die Jugend

Auch bei uns finden junge Menschen trotz guter Ausbildung manchmal nur schwer einen Job.

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Wenn es nach dem Willen des Europäischen Rates geht, soll demnächst Jugendlichen innerhalb von vier Monaten ein Ausbildungs-, Arbeits- oder Praktikumsplatz angeboten werden. Vier Monate? Ist das in der DG überhaupt möglich? Wie klappt es woanders? Was sagen Wirtschaft und Politik dazu? Und die Betroffenen?Auf diese und andere Fragen werden in einer Diskussionsveranstaltung, die heute Abend (19.15 Uhr) in den Räumlichkeiten des Eupener Hotels Bosten stattfindet, eingegangen.

In einem ersten Teil der Veranstaltung wird der Vorsitzende der SPÖ-Fraktion im Burgländischen Landrat, Christian Illedits, über Maßnahmen der Jugendbeschäftigung in seiner Region sprechen. Das österreichische Burgenland ist eine Vorzeigeregion in Sachen Jugendbeschäftigung. Mit 8,7% hat Österreich die zweitniedrigste Jugendarbeitslosigkeit Europas.

Im Anschluss an den Vortrag findet eine Disskussionsrunde statt mit folgenden Gästen:

•Christian Illedits, Vorsitzender der SPÖ-Fraktion im Burgenländischen Landtag und Mitglied der SPE-Fraktion im Ausschuss der Regionen (AdR)
•Karl-Heinz Lambertz, Ministerpräsident und Vorsitzender der SPE-Fraktion im AdR
•Oliver Paasch, Beschäftigungsminister
•Isabelle Weykmans, Jugendministerin
•Robert Nelles, Direktor des Arbeitsamtes (ADG)
•Ludwig Henkes, Präsident des Arbeitgeberverbandes (AVED)
•Céline Liessem, Juso-Mitglied

Hier kann man sich anmelden: anmeldungen@sp-dg.be oder Tel. 087 31 84 61

Vom Paralleluniversum ausgeschlossen

GEneration-Mitarbeiterin Julie Hardt erzählte zuletzt in diesem Blog, wie es ihr gelang, sich aus Facebook (FB) auszuloggen. Ob sie es geschafft hat, abstinent zu bleiben, erfahrt ihr im zweiten Teil ihres Offline-Tagebuchs.
Von Julie Hardt
dh23122013h0446Foto: David Hagemann

6. Tag: Für eine Story muss ich eine Bekannte anschreiben, mit der ich nun nicht mehr auf FB „befreundet“ bin. Habe jedoch weder ihre Mailadresse noch ihre Handynummer. Die ist schnell ermittelt, die Anfrage verschickt. Die Antwort folgt, aber es hat länger gedauert, es schien nicht der direkteste Weg zu sein. Vorher fand ich manchen Müll auf der Startseite von FB hirnamputiert, jetzt bin ich news- und kontaktamputiert – na toll, ob ich mir da nicht ein Eigentor geschossen habe, noch dazu, da Trends immer häufiger auf FB zu finden sind? Ich überlege, wie lang ich das noch aushalte.

7. Tag: Das „Top-Sites-Fenster“ meines MacBooks verleitet mich beim Öffnen des Browsers mehrmals täglich dazu, reflexartig und geistesabwesend die FB-Seite anzuklicken. Der Mensch ist halt ein Gewohnheitstier. Der blaue Bildschirm starrt mich an. Müsste ja eigentlich nur meine Mail und mein Passwort eingeben. Denkste! Auf keinen Fall. Habe stattdessen angefangen, bei Ebay zu bieten, da kann ich wenigstens mehrmals täglich nachsehen, was sich so tut. Hauptsache irgendwas verfolgen…

10. Tag: Verschwitze generell Geburtstage, FB erinnerte mich  bisher immer daran. Jetzt müssen mir Freunde die Daten bestätigen. Muss das Gehirn wieder einstellen. Mir fehlt ebenfalls das virtuelle Geschnattere meiner Freundinnen im „Hühnerstall“, unserer FB-Privatgruppe. Ich versende übermäßig viele SMS.

12. Tag: Ebay wird langweilig. Da ich meine Traumschuhe nicht ersteigert habe, gebe ich es wieder auf. Zuhause haben wir mehr Zeit, man fühlt sich nicht einsam aber abgekapselt. Ein Geburtstag steht an. Ich erfahre per SMS davon. Veranstaltungseinladungen sind fast ausschließlich auf FB zu sehen, früher bekam man liebevoll gestaltete Flyer. Auf dem Geburtstag erfahre ich, dass sich nun jedes Mal irgendjemand aus unseren zahlreichen FB-Gruppen erbarmen muss, mir, der Abtrünnigen, Bescheid zu geben, was so ansteht. Bin ein lästiges Anhängsel, das zusätzlich Zeit und Geld kostet. Ich koste meine Freunde mehr SMS. Beim Geburtstagsgeschenk konnte ich auch nicht mitreden. Ich bin vom Paralleluniversum ausgeschlossen, kann nicht mehr teilhaben. Fühlt sich an, als hätten meine Freunde mit mir Schluss gemacht.

15. Tag: Computerladekabel kaputt. Na toll, kein Internet. Back to the roots. Irgendwie freuen sich Freund, Haushalt und Fernseher darüber. Im Fernsehen nervt allerdings noch mehr Schrott als auf FB. Habe endlich Zeit, Papiere zu ordnen, die seit dem Sommer liegen geblieben sind.

19. Tag: Selbstbestätigung muss man sich woanders besorgen. Es ist leichter, ein „Like“ auf FB zu geben als Komplimente ins Gesicht zu sagen. FB-User können anhand von Fotos, Kommentaren und Ortsangaben demonstrieren, wie toll ihr Leben und sie selber sind. Sicherlich ein Vorteil in unserer defizitorientierten Gesellschaft, wo eher genörgelt statt gelobt wird: Je mehr „Gefällt mir“, desto mehr Selbstvertrauen. Der Status als Statussymbol.

20. Tag: Langsam gefällt mir beim Arbeiten zu Hause, dass ich nicht abgelenkt werde. Ich komme schneller voran. Menschen, die an der Arbeit täglich am PC sitzen und nebenbei „facebooken“, müssen es fatal schwer haben, sich zu konzentrieren. Der ständige Input stopft die Köpfe voll. Wer günstig Urlaub machen will, stellt für zwei Wochen das Internet ab. Keine Sorge, die Entzugserscheinungen legen sich nach einigen Tagen wieder.

26. Tag: Zwei von 35 befragten Schülern haben im letzten Jahr ein Buch gelesen. 34 von 35 hängen täglich mehr als zwei Stunden vor FB. Früher tummelte sich die Jugend im Klinkes auf grüner Wiese, heute tummelt sie sich auf blauer Wiese. Wenn wir früher Hausarrest hatten, war das eine Strafe. Heute kann man seine Freunde trotzdem treffen – im Netz. Internetverbot ist der moderne Hausarrest!

37. Tag: Die FB freie Zeit ermöglicht die Rückkehr zum Monotasking. Statt tausend Dinge auf einmal zu machen und dabei noch zu telefonieren und auf FB Antworten zu tippen, bleibe ich länger konzentriert bei einem Thema. Eine Freundin meinte passenderweise, ich sähe so richtig entspannt aus. Ein Kollege ist erstaunt: „Echt, du nicht mehr auf FB, hab ich noch gar nicht bemerkt!“ Ich erwidere zufrieden: „Dann weiß ich wenigstens, dass ich keine von denen war, die alle ständig mit den noch so kleinsten Fakten aus ihrem Leben zugespamt hat!“

45. Tag: Meine nach München ausgewanderte Freundin möchte, dass ich wieder auf FB zurückkehre, damit ich mich an den Planungen für Silvester beteilige.

50. Tag: Silvester-Endplanung bei Wein mit Freunden auf dem Sofa: face to face und ohne FB. Klappt doch!

Fazit: Facebook ist zweifellos ein Fenster zur Außenwelt. Einige Vorteile sind  wirklich nicht zu leugnen. Man fühlt sich  up to date, die „Facebooker“ sind klar im Vorteil! Doch auch wenn das Netzwerk aus der Gesellschaft nicht mehr wegzudenken ist, scheint mir Facebook an sich nicht so wichtig zu sein. Einladungen und Freunde aber schon.  Die findet man aber leider häufig nur dort. Dieser Gruppenzwang hatte mich vor drei Jahren da hinein befördert. Wem etwas an meiner Freundschaft liegt – das wird jetzt offensichtlich -, der meldet sich über andere Kanäle. Freunde „in echt“ zu treffen,  erhält wieder mehr Wert. Die Symptome des Entzugs waren denen einer realen Trennung ähnlich. Wenn man sich allerdings erst einmal daran gewöhnt hat, denkt man nach einiger Zeit weniger daran, was man auf Facebook alles verpasst, sondern vielmehr in der realen Welt. Zum Schutz der Nerven tut man gut daran, zu lernen, Dinge zu verpassen, ohne es zu bedauern. Der anfängliche Drang, zu Facebook zurückzukehren, schwindet. Nur um die Erinnerungen auf den vielen lustigen, verlinkten Fotos tut es mir irgendwie leid.

Eine Anleitung für Facebook-Aussteiger

Das eigene Facebook-Profil löschen, so wie es GEneration-Mitarbeiterin Julie Hardt in ihrem Selbstversuch gemacht hat? Leichter gesagt als getan, denn Facebook versucht das geschickt zu verhindern.

Möglich ist es dennoch, und so funktioniert’s: Im Menü „Hilfe“ muss man in der Suchzeile zunächst „Konto löschen“ eintippen und den Punkt „Wie kann ich mein Konto dauerhaft löschen?“ auswählen. Hier findet sich der Link zum Ausstieg. Nach einem Klick auf den Button „Mein Konto löschen“ und der anschließenden Bestätigung ist das Profil aber längst nicht Geschichte. Denn natürlich hofft Facebook, man möge doch wieder zurückkommen. Bis der Löschvorgang tatsächlich gestartet wird, vergehen vierzehn Tage. Loggt man sich in der Zwischenzeit wieder ein, gilt die Löschung für Facebook als widerrufen. Wer sich lediglich eine kleine Facebook-Auszeit nehmen möchte, kann sein Konto vorübergehend deaktivieren. In den Kontoeinstellungen unter dem Menüpunkt „Sicherheit“ versteckt sich die Funktion „Deaktiviere dein Konto“. Ein deaktiviertes Profil bleibt bestehen, ist aber unsichtbar, bis man es durch erneutes Einloggen wieder aktiviert.

Info: In der letzten Ausgabe des GrenzEchos in diesem Jahr lesen Sie den zweiten Teil des Offline-Tagebuchs von Julie Hardt.

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